Grete Lienert-ZultnerDr. Hans-Richard Lienert
Aus Scola, Ortrun; Schiel, Annemarie: Siebenbürgisch-sächsische Frauengestalten. Ihr Leben und Wirken, Hrsg. von der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. Der Vater war Schulrektor und Prediger - er leitete den Kirchenchor und die Adjuvantenkapelle -, die Mutter eine der ersten bei Adele Zay ausgebildeten Kindergärtnerinnen. Gretes Wunsch war es von Kindheit an, Lehrerin zu werden. Sie besuchte die Bürgerschule in Hermannstadt, wo Minka Bruckner ihre verehrte Lehrerin war, danach die Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Schäßburg. Sie galt als beliebte, tüchtige und sangesfreudige Schülerin. Hier entdeckte sie nicht nur ihre Liebe zur Musik, sondern auch zur volksnahen Dichtung von Anna Schuller-Schullerus. In dieser Zeit entstanden schon die ersten Versuche mit Mundartdichtung, unterstützt und gefördert durch den Seminardirektor Dr. Heinz Brandsch. Nach ihrem Abschluß 1925 war sie nur kurze Zeit Lehrerin, da sie schon im Jahre 1926 den Notar Michael Lienert heiratete und den damaligen landeskirchlichen Bestimmungen gemäß verheiratete Lehrerinnen nicht weiter unterrichten durften. Diese Verfügung wurde erst 1937 aufgehoben. Doch neben ihrer Familie - sie hatte zwei Söhne und eine Tochter - betätigte sie sich im Frauenverein, hielt Vorträge und Liederabende gemeinsam mit Anna Schuller-Schullerus, Luise Helfenbein und Gerda Mieß-Herberth. Beim Singen mit Kindern und Jugendlichen entstanden immer neue Lieder, meistens in sächsischer Mundart. Angeregt durch die Volksstücke von Anna Schuller-Schullerus, schrieb Grete Lienert selbst Bühnenstücke und inszenierte sie auch. Ihre bekanntesten darunter sind: "Äm Ihr uch Gläck" (Um Ehre und Glück), "Bäm Brännchen" (Beim Brünnlein), "Bauernliesel" und "Fosnicht hu mer" (Fastnacht haben wir). Alle Stücke sind formschöne, gehaltvolle "Volksdichtung", gekennzeichnet durch Einfachheit und wahre Bodenständigkeit (H. Mieskes). Der Beruf des Gatten als Staatsbeamter brachte häufigen Ortswechsel mit sich und erschloß Grete Lienerts Schaffen immer neue Lebenskreise und Menschen, die ihre Kunst förderten und anregten: Schuster Dutz, Hans Mild - mit dem sie das später preisgekrönte Lied "Ta Drimer" herausbrachte - Carl Reich d. Ä., Lene Kraus, Ernst Irtel und Christine Maly-Theil u.v.a. Nach 1937 unterrichtete Grete Lienert wieder und sammelte dabei in 26jähriger Lehrertätigkeit in Neithausen, Neustadt, Denndorf, Schaas und anderen Orten weitere Kenntnisse um das sächsische Volkslied. Es entstanden ihre Lieder im Volkston: "De Astern blähn insem äm Gärtchen", "Der Owend kit erun". Sie gehören zu den bekanntesten und werden als Volkslieder auch in Deutschland und Amerika gesungen. Ihre dramatische Dichtung "Die verbrannte Maid", ein geschichtlicher Stoff aus der sächsischen Vergangenheit, wurde preisgekrönt. In den düsteren Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ereilte die Familie Lienert das Schicksal vieler Landsleute: Der Ehemann wurde als Deutscher nach Rußland deportiert, kam später als Kranker wieder, die Familie mußte Enteignung, Berufsverbot und erschwerte Berufsausbildung der Kinder erleiden. In dieser Zeit gründete Grete Lienert eine Volkslied-Singgruppe, die auch eine Schallplatte mit 14 Lienert-Liedern besang, und ebenfalls eine Laien-Spielgruppe, die mit ihren Bühnenstücken und Hörspielen die sächsischen Dörfer bereiste und den Landsleuten Aufmunterung und Erfrischung in ihr schweres Leben brachte. Ab dem Jahre 1963 lebte die Familie in Schäßburg, wo Grete eine willkommene Mitarbeiterin in der Nachbarschaft, im Kirchenchor und Literaturkreis wurde. Aus der Singgruppe wurde ein Kammerchor, der auch heute noch besteht. Im Jahre 1978 übersiedelte die Familie in die Bundesrepublik und lebt seither in Traunreut. Auch hier wurde Grete Lienert bald ein musischer Mittelpunkt und half als Kulturreferentin der Landsmannschaft bei der Begründung eines Siebenbürger Chores mit. Ihre Lieder werden von allen siebenbürgischen Chören gesungen, zumal auch von dem hervorragenden "Madrigalchor Samuel von Brukenthal Cantores Cibiniensis". In der Bundesrepublik erschienen zwei Liederbücher und zwei Gedichtbändchen. Aus rastlos tätigem Schaffen wurde Grete Lienert am 1.4.1989 unerwartet abberufen.
Lieder: 14 Lieder auf der Schallplatte EPD 1155, Electrecord Bukarest. 2 Liederbüchlein. 2 Gedichtbändchen. 5 Bühnenstücke und mehrere Hörspiele.
Grete Lienert-Zultners eigener Lebenslauf 1988. Hans Mieskes: "Für das Fortbestehen sächsischer Wesensart. Zum 80. Geburtstag von G. Lienert- Zultner", in: Siebenbürgische Zeitung, 1986.
Grete Lienert-Zultner wurde am 28. Dezember 1906 in der siebenbürgischen Landgemeinde Malmkrog geboren. Von ihren Eltern lernte sie schon früh, für Familie und Gemeinde da zu sein. Der Vater war Lehrer, die Mutter Kindergärtnerin, so ist sie in den Beruf der Erzieherin hineingeboren und hineingewachsen. Zu ihrer Schwester Marianne verband sie zeitlebens eine tiefe Liebe. Im Kreise sangesfroher Menschen fand sie als junge Lehrerin ihren Lebensgefährten, Notar Michael Lienert. Sie fand in ihm einen verständnisvollen Begleiter in ihrem künstlerischen und kulturellen Schaffen, das sich in den ganzen siebenbürgisch-sächsischen Bereich prägend und gemeinschaftsfördernd auswirkte. Es wurden ihrer Ehe zwei Söhne und eine Tochter geschenkt. Es war ihr vergönnt, mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln die Diamantene Hochzeit zu feiern. Die geordneten Verhältnisse in Familie und Landgemeinde, Alltag und Festtag, das Brauchtum, das die Familien in die Gemeinschaft einband, das Zusammenstehen in Freud und Leid hat sie von Kind an geprägt und ihr Worte und Melodien eingegeben, die als Volkslieder empfunden werden. Durch ihr Wirken und ihre Werke wurde sie zu einer anerkannten und geschätzten Erzieherpersönlichkeit der Siebenbürger Sachsen. Geschrieben hat sie sowohl in deutscher Sprache als auch in siebenbürgisch-sächsischer Mundart. Diese lag ihr besonders am Herzen. Sie hat sie wie ein kostbares Gut geliebt, gepflegt, bewahrt und in kunstvoller Form weitergegeben. Daß sie als Achtzigjährige im Jahre 1987 im Rahmen eines Kulturaustausches mit dem Würzburger Brukenthalchor, den sie begleitete, ihren Landsleuten in Übersee mit ihren Liedern und Gedichten ein Stück Heimat bringen durfte, gehörte zu den Höhepunkten ihres Lebens. Auch in Traunreut hat sie sich am kulturellen und gesellschaftlichen Leben beteiligt und es bereichert. Ihr persönliches Erleben wie auch alles Zeitgeschehen spiegelt sich in ihren Werken wieder. Das Wohl und Wehe früherer Generationen, versinnbildlicht durch die Kirchenburgen als Schutz für außen und innen, bewegte sie. Heimat und Kirche als Hort und Zuflucht sind aus ihrem Leben nicht wegzudenken. Sie war offen für alle Belange der Familie, in der Nachbarschaft, im Freundeskreis, im Kreise geistig suchender Menschen. Ihre vielen Gaben hat sie reich entfaltet und alle, die um sie waren, daran teilhaben lassen. Sie wurde geliebt und verehrt von vielen Menschen und ein Leben lang getragen von dem, auf den sie ihre Hoffnung setzte. Grete Lienert-Zultner ist am 1. April 1989 im Alter von 82 Jahren gestorben, ohne je alt gewesen zu sein. Wir danken Gott für dieses reiche Leben!
Die Gedichte dieses Buches sind zum größten Teil Lieder geworden. Die meisten davon werden nach meinen eigenen Melodien gesungen. Worte und Weisen entstanden meist zugleich, manchmal auch im Zusammensingen im Familienkreise. Meine vier ersten im Druck erschienenen Texte sind 1925 von meinem damaligen Musiklehrer Hanns-Schlüter-Ungar in Musik gesetzt, vom Schäßburger Musikverein uraufgeführt und als op. 13 unter dem Titel "Sechs siebenbürgische Volkslieder" für gemischten Chor gedruckt worden. "Ein Erlebnis für zwei junge Seminaristinnen [zwei Lieder von Hilda Müller], ihre Lieder vom großen Chor gesungen zu hören und ihre Namen erstmalig gedruckt zu sehen" bemerkte der Komponist anerkennend. Unsere Lehrer beglückwünschten uns. Übrigens erwähnt der Katalog des Jahres 1984 "Musikwerke zeitgenössischer Komponisten aus den deutschen Ostgebieten" auf Seite 32 auch dieses Heft, sogar mit Nennung der beiden Texterinnen. Auf Rat meines verehrten Lehrers Dr. Heinz Brandsch setzte ich es fort, meine Lieder auch selber mit Melodien zu versehen. Sie erklangen zuerst im Seminargarten. In der Folge sind viele meiner Texte von Musikern und Laienmusikern vertont worden. Als erster überraschte mich mit einem Lied Karl Reich d.Ä., dann erklangen viele, die Hans Mild, Heinrich Bretz, Martin Kutschis, Paul Schuller-Reps vertonten; Karl Fisi fand madrigalartige Weisen dazu und eines soll sogar von meinem alten ehemaligen Gesangslehrer in Hermannstadt, Artur Stubbe, vertont worden sein. Meine jüngeren Kolleginnen Maria Graef und Karin Martini steuerten auch je eine Melodie bei, als wir mein Singspiel "Bäm Brännchen" neu einstudierten. Manche Texte haben zwei oder drei Vertonungen erfahren. Aber was soll's! Da hat man eben die "Qual der Wahl". Das Ergebnis zeigt jedenfalls eine Gemeinschaftsleistung auf, wie es bei uns Siebenbürgern in so manchen Belangen üblich war. Mich freut natürlich am meisten, daß einige meiner Lieder vom Volk als "alte Volkslieder" empfunden und gesungen werden.
Tilli Schlatter: "Du hast mir mit Deinen Gedichten eine große Freude gemacht. Es sind lauter Kinder von Dir. Wenn ich traurig bin oder angewidert von dem, was in Bildzeitungen und Illustrierten steht, nehme ich mir Dein Büchlein und komme in eine heile, reine Welt - in Deine, in unsere Welt zurück." Trude Blickling: "Ich las Dein feines Büchlein in einem Zuge und mußte dabei bald singen, bald lachen, bald eine Träne wegwischen ... ich sah alles lebendig vor mir: unsere jungen Jahre ... unsere Heimat in Freud und Leid, und viele, die mit Dir, mit uns des Weges gingen." Willi Zebli: "Du hast alles in Worte gefaßt, was ich, was wir alle erlebt, empfunden, besessen haben: eine einzigartige Welt voll Wärme, Tiefe, Reinheit." Regine Gaber: "... was Du geschrieben, hab ich genau so erlebt, erlitten, geliebt, betrauert ... ich danke Dir für das Erlebnis der Erinnerung." Maria Acker: "... so manches Deiner Gedichte und Lieder kannte ich schon längst - wie man Volkslieder kennt - ohne zu wissen, von wem sie stammen. Nun bin ich froh und stolz, dieses Buch zu besitzen." Helene Acker: ..."Besangders gat gefällt mer det allerirscht Gedicht ... dåt wäll ich auswendich liren und so mert jeden Dåch emol lokt oder ä Gedånken."
Die Schreibweise ist möglichst der deutschen Rechtschreibung angeglichen. Zu beachten ist im besonderen:
Die hier vorgelegten Übersetzungen entstanden im Familienkreis. Sie sind in den meisten Fällen den Liedbänden "De Astern ..." und "Der Owend ..." entnommen, mit kleinen Änderungen gegenüber den Liedbänden. Wir empfehlen, diese geringfügigen "Verbesserungen" auch in den Liedbänden zu berücksichtigen, sollte es dazu kommen, daß die Lieder auch auf Deutsch gesungen oder vorgetragen werden. Es wird sicherlich auch für manche unserer Landsleute eine Hilfe sein, wenn man, bevor das Lied gesungen wird, den Text auf Sächsisch und gegebenenfalls auch auf Deutsch vorträgt - erstrecht für Nichtsiebenbürger unter den Zuhörern oder Mitwirkenden.
Wat u menjem Wiej gebläht, hun ech mer mätgenien, und jeder, dem ich hu begent, huet mer uch äst gegien: Ech nåhm mer Blommen, Kirenehrn, nåhm grän uch Härwestblädder, nåhm Stärncher mät uch Sannescheng, nåhm Schni, Wängd uch Gewädder, nåhm Jugendfråd uch Härzensnit, nåhm Frängdscheft, nåhm bäm Wåndern net nor menj ijän Gläck uch Lid, ich nåhm uch dåt der Åndern wä ijänet äm Härzen mät, nåhm Wängschen uch Bestriewen ... turft alles dro än ställer Stangd mätdron uch mäterliewen. Derbä erklång en Kängderlied, der Himetgloken Klängen, det Brännchen morwelt, und derza der Vijeltcher är Sängen ... Vun Himetläw ämstrohlt det Gånz, less et sich leicht verbängden. Schlåch af det Bach! Säch, lis und säng! Dro kåst tet mätempfängden! D U R C HT J O H R
Det Frähjohr kit än de Wegden, na zähn mer Flircher schnegden aft Feld, un de Båch, än de Bäsch. Palmizker seng erwacht vum Drimen, all sängän bränge mer se himen, as Härzker schlon si frih uch fräsch. Kut, kut, net sätzt nor äm Schaden! Klopt fest, ir Kameraden, bäs datt de Schuel sich list. De Medcher, dä hu Blome fangden, se hun schin Krinz fir as gebangden. Hurra! Na wärde mer bekrinzt. Hirt wä de Flircher klängen! Hirt, wä de Medcher sängen! Dåt schallt durch de gånz Gemin. Mir seng de Frähjohrsmusikanten und spilen wä as Ajuvanten. Et fråt sich alles, Griß uch Klin.
Der Kuckuck kreischt äm gräne Bäsch, de gånzen Dåch schwecht hie net ställ. Se Lefken ånfert frih uch fräsch und frocht än inij, wat hi wäll: "Kuckuck?" "Kuckuck!" "Kuckuck?" "Kuckuck!"si klängt et noh uch färn, "Kuckuck?" "Kuckuck!" "Kuckuck?" "Kuckuck!"Mir zwe hun as si gärn. Der Kuckuck äs e kernich Kniecht, se Lefken sejt än inij un. Dem Kuckuck äs et näkest riecht, wonn ist är zwe sich net bekun. Kuckuck, kuckuck, kuckuck, kuckuck, huest ta e Lefken hä, Kuckuck, kuckuck, dro nom dert schniel, bevir der Må verbä! Me Medchen, hir dem Kuckuck za und schlåch deng Ugen dro af mech! En schatzij Lefken så uch ta, denn säch, ech passen glått fir dech. Kuckuck, kuckuck, kuckuck, kuckuck na säch mich inij un! Kuckuck, kuckuck, dro wißt ta glech, wä gärn datt ech dech hun.
Et wit Owend. Mer stohn ellin un der Båch, de Wegden, beschnåt, näcke pesprän sich za. Fär hängderm Rej vergiht der Dåch. De Nuechtglok logd zer Owendrah ... Härr hälf es!
"Ta harter Wängter, wat bäst te kun und huest mer all meng Fråd genun? Meng Blome seng erfriren, Meng Gläck hun ich verliren." "Wat trauerst te, wel ech bä kun und hun deng Fråden der genun? Deng Fråden woren ohne Kraft, deng Blomen ohne Duft uch Saft, deng Gläck wor wä en Sannebläck, di gelich durch de Wulke blänkt, dich defer nor än Nuecht versänkt; t wor alles net vun Dauer, net schrå und nemi trauer! Än defer, dankler Wängternuecht do keimt et af ze nåer Pruecht: et meß sich ställ ernåen wat iwich dich sål fråen!"
L Ä W U C H L I D
Der Owend kit erun, wä fridlich äs et, wä ställ. Me Brännchen, ich kun, ich kun, well ech mät dir riede wäll. Mät alle menjem Gläck kån nor za dir ech kun; nor dir terf ech et son, wä gärn, datt ech än hun. Ach Brännchen, kenst ta mir dåt seß Gehimnes son, ov di mich uch gären huet, dien ech äm Härzen dron.
Wonn alle mät mir rieden und ta nor gihst dervun, si bän ich nemi frådich, et låt mer nästmi drun. Wonn alle mät mer dånzen, mer dånzt echt allermist, sähn ich mät bongem Härzen, wien ta än Armen drihst. Ech kån vun alln de Kniechten den Allerrechsten hun. Doch läwer wäl ich stärwen, wonn ich net dech bekun.
Wenn alle mit mir scherzen, und du schaust mich nicht an, so bin ich nicht mehr fröhlich, es liegt mir nichts mehr dran. Wenn alle mit mir tanzen, und tanzt ich immerzu, seh ich mit bangem Herzen, mit wem, ach, tanzest du? Ich könnt von allen Burschen den Allerreichsten frein. Doch lieber will ich sterben ... Ich will nur dich allein.
Zwe Medcher seng än der Gemin de inijsten vun allen; und wi sä segt zesumme gohn, dem messe se gefallen. Det in äs härzij wä en Ris, huet Ugen lächt wä Kärzen, kå sängen wä e Vijeltchen uch lachen frih vun Härzen. Und äng wonn ech aft ånder sähn, wit mir, als kem ich himen ... ä sengen Ugen hemmelblo låt e vergeßän Drimen. Wä ech derhimhär Uewschid nåm, bekåm ich af det Wåndern vun enem e rit Riske mät, Vergißmeinnicht vum åndern. Ta Medchen frih, ta Medchen ställ, meng Härz dåt äs än Nit: Ich wiß net, wellt ich läwer wäll ... Ich wil ech allebid.
Hi dinkt, well ech net af än sähn, wonn ech äm ald begenen, uch well bäm Sängen uch bäm Späll ech än net ist erwehnen; well ech des Owest af der Gaß net ist längst äm geseßen, si dinkt hi doräm gånz gewäß, ech häw af än vergeßen. Vir "Asem", angderm Appelbum, såch ech än zeklich sätzen, hi wuert, ech sil eraußer kun, ech kukt nor durch de Rätzen. Doch geng hi traurich himen dro, well äng ämsonst senj Wuerden, si kåm ich schniel und såch em no aus mengem Blomeguerten. Ech gohn gewäß en åndern Wiej, sähn ech än irest schregden, und doräm dinkt hi gånz gewäß, ech känd än glatt net legden. Doch sähn ich än vu färem kun, wit hiß mir zem entzängen, meng Härzke schlit, ech grålen äng, et wet mer ist zersprängen.
Det Schwälwken, dåt un aser Stuw se klinzich Nästchen huet gebat, kit alle Frähjohr weder hier, denn alles äs äm hä vertrat. si wä det Schwälwke bän uch ech: äm Härwest meß ich äng dervun, doch kit der Sommer hängderm Rech, terf ich menj Himet weder hun. Härz Medchen, bleiw mer trå uch gat, mer zähn ich än de Fremd dervun! Ta wirst menj inich Frächen dro, wonn ist af äng ech hime kun.
Hejt morjen, wä ich äm Stifke låch und drimän no dem Fenster såch, rauscht mer ä menjen wachen Drum e stattlich fräsch-grän Birkebum. Wä kån dåt seng? Af imol wor ich gånz erwacht! Et wor, wä wonn der Måbum lacht, well e jed Blietchen glänzt uch blänkt und zeddert än dem Morjewängd, glått wä menj Härz. Erfert uch frih hun ich geduecht: Wi huet mir denn de Måbum bruecht? Me Läwster zuch doch färr dervun ... Um Ängd äs hi hengd hime kun! Hengd hime kun?
Wä dåt Medchen mir gefällt! Vun de Medchern allen huet mer af der gånzen Wält nichent si gefallen. Wä dä Ugen hemmelblo trä uch inij bläcken! Und dåt inij, schatzich Mel äs me greßt Entzäcken. Wonn ät frå det Hiftchen drit, stulz und doch beschiden, möcht wä fir er Kenengän ech meng Härz ausbriden. Ach, kent deser Kenengän ech emol befielen, messt sä ugebläcklich mech ze ärem Keneng wielen.
Ta Härrgottisken, flech färr ewech, flech än de härz Gemin färr hängderm Rech! Do stiht en Heisken af gränem Rin, do wunt me Lefken si gånz ellin. Af senjem Fenster, gäf nor gat uecht, do blähn de Blommen, et äs en Pruecht! Do zwäsche Fålen uch Rosmarin fängst ta des morjest me Lefken schin. Flech äm gånz leicht af dä fleißich Hånd, so em, ta kemst aus em färre Lånd; so em, wä gärn ech uch mät wer kun, well ich si vun Härzn ät gären hun.
Marienkäfer, flieg eilig fort, flieg in mein Heimatdorf am fernen Ort. Da steht ein Häuschen auf grünem Rain, dort wohnet mein Liebchen so ganz allein. Auf ihrem Fenster, gib nur gut acht, da blühn die Blumen in voller Pracht. Zwischen Levkojen und Röselein findst du schon frühmorgens die Liebste mein. Flieg ihr ganz leicht auf die fleißige Hand. Sag ihr, du kämest aus fernem Land; wie gerne flög ich selbst zu ihr hin, sag, daß ich von Herzen so gut ihr bin.
Ech wiß e Medchen schlank uch griß, dåt mir gor gat gefällt, flink wä e Rih, fräsch wä en Ris, det inijst af der Wält; senj Loken ränkeln sich ämt Hift en fänkeln wä det Guld ... Datt äng un ät ich dinke meß, bän ech un dem na schuld? Senj Ugen hemmelblo uch klor dä lachen wä zwin Stärn ... Ich meß et son - et äs halt wohr: Ich hunt vun Härze gärn. Nor int - ta Läwstet af der Wält - int äs net hisch vun dir: Datt dir der Nober Hans gefällt, statt datt te riedst mät mir!
Wonn blo äm Kirn de Blome stohn, dro wäll ich durch de Felder gohn dro sätzn ich ställ um Wiserin und klauwe Blomen gånz ellin. Zwe Krinzker bängden ech mer dro aus Kireblomen rit uch blo. Vil bätter Zehren fänkeln drän, en traurich Liedchen bängdn ich än. Dien ene Krånz bängdn ich änt Hoor, dro bän ich, wä ich damols wor, wä ta mir frih än dUge såchst, mät mir e blo-rit Krinzke måchst. Den åndern schmeißn ich fär änt Kirn, wel ich dich longhär hu verlirn. Ta huest verschazt meng Härzensläw, dåt dit mir wih bäs än det Gräw.
Wenn blau im Korn die Blumen stehn, dann will ich durch die Felder gehn, entlang den bunten Wiesenrain und Blumen pflücken ganz allein. Dann bind ich mir zwei Kränzelein aus Blumen blau, aus Blumen rot, ein traurig Lied bind ich hinein in meiner großen Herzensnot. Den einen bind ich für mein Haar, dann bin ich, wie ich damals war, als ich mit dir mein Glück mir fand, mit dir ein blau-rot Kränzlein band. Den andern werf ich weit ins Korn, weil deine Liebe mir verlorn. Daß ich dein Lieb verloren hab, das tut mir weh - bis an das Grab.
Ech hun e Medchen ist gekånt, derhim, derhim, än aser Gemin. Mer såßen owends Hånd än Hånd bäm Appelbum, mir zwe ellin ... Der Appelbum vol Bläte wor, me Medchen hat esi gäldän Hoor, ät hat esi hisch blo Ugen ... Me Medchen sot. "Ech bleiwen denj, mer wuer ta zechst aus aser Gemin, mer silt ta genzt dem Wasser seng, schlit doch meng Härz nor dir ellin!" Der Appelbum vol Bläte wor, me Medchen hat esi gäldän Hoor, ät hat esi trå blo Ugen ... Der Bum verbläht. Ech zuch dervun, si färr, si färr vun aser Gemin. Und wä ich weder him wor kun, såß ich bäm Appelbum - ellin. Der Appelbum vol Bläte wor ... Me Medchen drach de Krånz äm Hoor und geng mät em åndern zem Elter.
Mer ställst te dich, als wilt te net und sekst mich glatt net un. si huest ta mich jo dennich gärn wä ech dich gären hun; denn inten wiß ich gånz gewäß, mer gist tat glatt net za: Ta wällt nor net, mer wilt ta glatt, ta lichtet Medchen, ta! Wi glatt ze sihr kespenij äs huet doch e wich Gemät. Und doräm wuerdn ich mät Geduld, bäs mir denj Läw erbläht. Denn inten wiß ich gånz gewäß, mer gist tat glatt net za: Ta wilt mich doch, mer wällt te net, ta lichtet Medchen, ta!
Und stellst du dich, als wolltst du nicht und schaust gar nicht auf mich. So weiß ich doch, daß du mich liebst, so lieb hast wie ich dich. Denn eines weiß ich ganz gewiß, und gibst dus auch nicht zu: du tust nur so, als wolltst du nicht, du schlimmes Mädchen, du! Und ob du dich auch spröde stellst, du hast ein weich Gemüt. Und darum wart ich in Geduld, bis mir dein Lieb erblüht. Denn eines weiß ich ganz gewiß, und gibst dus auch nicht zu: Du liebst mich doch, wie ich dich lieb, du schlimmes Mädchen, du!
Nor ist noch wil ich dir begenen äm Owendwärden um Millebåch; nor ist noch wil ich dir erwenen dien hischen sannijen Sommerdåch, wä Hånd än Hånd mir hä gegången um Millebåch, mir zwe ellin. Gånz färr nor hirt em, wä se sången de Purschen uch Med än der Gemin. Und hirn ich enzt dåt Liedche weder, dåt damols sä gesangen hun, si sähn ich ställ zer Ierd nor neder, wel ängden mer de Zehren kun. Sil Gott denj Schrätt noch imol linken äm Owendwärden zem Millebåch, si sålt uch ta noch ist drun dinken, wat mir denj Bläck, denj Wirt verspråch.
Na zähn ich dervun, meß derhimhär ewech, datt ich näkest mi kun, dåt wißt ta, dåt wiß ech. Wonn det Frähjohr dro kit, gånk zem Brännchen um Rech, klauw de dankelblo Vålcher und dink dro u mech. Glänzt des owest äm Brännchen wä enzt dro e Stärn, kåst te wässen, ech hun dich noch äng esi gärn. Dro schmeiß ännen de Vålcher, måcht Beld weder dräw,denn mir kun net zesummen, ämsonst äs as Läw ...
Heute ziehe ich fort, muß fort von daheim. Daß ich nie wieder komm, wir zwei wissens allein. Wird von neuem es Frühling beim Brünnlein am Rain, pflücke blau-blaue Veilchen und denke mein! Und grüßt aus dem Brünnlein dich abends ein Stern, dann wisse: ich habe dich noch immer so gern. Wirf die Veilchen ins Wasser machs Spiegelbild trüb, dann verschwindet der Stern - umsonst unsre Lieb.
De Birkeblädder fallen ... der Sommer äs derfun ... Wat mir si gat gefallen, dåt kån ich nemi hun ... Ta hast mer Trå versprochen. Ta schinst si gat uch rin. Ta huest deng Wirt gebrochen, und leßt mich na ellin ... De Birkeblädder fläjen. Na fällt uch båld der Schni ... Dat ta mich kangst bedräjen, dåt dit mir esi wih.
Die Birkenblätter fallen, der Sommer ist dahin, die mir so gut gefallen, muß mir aus meinem Sinn. Du hast mir Treu versprochen, du schienst so gut und rein. Du hast dein Wort gebrochen und läßt mich nun allein. Die Birkenblätter fallen, nun fällt auch bald der Schnee. Daß du mich konntst betrügen, das tut mir gar so weh.
Me klinzich Vijeltchen fluch mir ewech. Me klinzich Vijeltchen äs mir dervun. Et fluch fär iwert Rej, fluch wol änt Hemelrech. Et sängt mer nemmermi. Ich bän ellin. Ich hunt verliren. M O T T E R G E D A N K E N
Owend wäll et wärden, und der Dåch läscht aus. Herr, ich wil gor hisch dich bidden: kam, tritt ä menj Haus. Loß mich glech erkennen dech u menjer Dir! Wat vun dir mich trännen wäll, dåt nemm ewech vu mir. Wat mich dir verbängden kån, dåt måch mer griß! Loß mich Trist uch Fride fängden, Härr, än denjem Schiß. Loß et vu mer sänken wat mich quiele wäll! Loß mich Wasser dränken, Herr, aus denjem Liewensquäll. Amen.
Herr, du hast verheißen, uns stets nah zu sein. Dafür will mein Herz dich preisen. Komm, kehr bei mir ein! Laß mich gleich erkennen dich an meiner Tür. Was von dir mich trennen will, das nimm hinweg von mir. Was mich dir verbinden kann, das mach mir groß. Laß mich Trost und Frieden finden, Herr, in deinem Schoß! Ja, gib deinen Frieden, den die Welt nicht gibt, den nur jener hat hienieden, der dich innig liebt. Laß es von mir sinken, was mich quälet nun, laß mich Wasser trinken, Herr, aus deinem Lebensbrunn. Amen.
As Kängdchen huet en Zängdchen! Kut hirt nor, wä dåt klängt, wonn em det klinzich Lefelchen änt klinzich Melchen brängt. Kut säht, em segt et schin! Et fänkelt weiß uch rin, schniweiß, wä aus Eis. Schatzich Kängdchen, beiß nor beiß! Te sålt dier Zängdcher mi bekun, sålt äng nor äst zem Beißen hun. Kam, Schatzken, äs, dro wueße se gewäß!
Da nor hisch denj Kuckcher za, ta, menj klenet Schatzken! Gännst der Motter nichen Rah, bäst e klin bis Fratzken! Eia, eia, schlof menj härzet Kängdchen! Eia, eia, schlof me schatzijet Kängd! Wä ta denjem Vueter glechst, ta menj härzer Klenner! Stattlich äs hie uch gor gat, fleißig wä net enner. Eia, eia, wärd wä hie, me Gangchen! Eia, eia, schlof me schatzijet Kängd! Wonn ta griß gewueße bäst, sålt ta mät äm regden, sålt gor kernich än de Wät mät as Kire schnegden. Eia, eia, wueß nor griß me Gangchen! Eia, eia, schlof me schatzijet Kängd! Awer enzt bäst ta noch klin, sålt noch schlofen, drimen, bäs de Sann eraußer kit, n schäckt de Sterncher himen. Eia, eia, schlof meng härzet Kängdchen! Eia, eia, schlof me schatzijet Kängd! Säht, wä inij schleft et na, dåt me guldij Schatzken. Wonn deng Vueter hime kit, git hie as e Matzken. Eia, eia, fråt sich dro me Kängdchen. Eia, eia, und det Motterchen uch!
Menj härzet Kängd, wä schlefst te seß ä menjem Arm geborjen, als wäßt te, datt noch Motterläw dich schätzt fir alle Sorjen. Ta klener Sachs, te drimst und lachst. Ech awer, ech meß dinken: Wonn ta zem Liewen dro erwachst, wä wit dicht Schäcksål linken? Wit ist denj Gist - enzt zuert uch klin - sich frih uch stark erhiewen? Wit dro denj Härz äng trå uch rin fir Vulk uch Himet liewen? Wueß griß me Gang! Ech wäll än Trå fir dech, me Gang äng bieden: wilt ihrefest ist än de Råh der tråen Sachsen trieden.
As Gang, di siwen Johr ålt wit und folglich än de Schil båld kit, dem äs dåt na en wichtich Sach, en git ze dinken äm genach. Si frocht e un em Owend ist: "Wat wilt ir denn det allermist, wat sil ech wärden? Sot mer ist!" Se Vueter sprächt: "Et wer me Wänsch, ta werdst e brav, uständich Mänsch." "Na cha," sprächt Hans, senj Backer glähn, "no dem wäll ich mich schin bemähn, doch meß ich en Berof uch liren, net Vueter?" "Frälich, dat mer hiren, wat wilt ta denn um läwsten seng?" "Härr Dokter, dåt gefäl mer feng.""Cha", mint der Vueter, "nor, dåt wet vil kosten, und Geld hu mer net. Doch wilt te net Gebauer liren?" "Mhm. Ich kån uch schin kutschieren de Fanny bäs un de Sannhelt, duer af des Grißvueter se Feld. Doch äst äm Sommer schrecklich hiß, und af dem Feld kit mer der Schwiß." "Dro Schoster, di sätzt äng äm Kählen. Wettst te dich wihl als Schoster fählen?" "Hm cha! Dro zich ich jede Morjen nå Schagen un, meßt net äng sorjen. Doch äng nor sätzen ... nä, t äs näst, ich liren läwer ånder äst." "Wat minst te, Gang", si frogen ech, "wer net Herr Farr sihr gat fir dech? Dro brochst te nemi mech ze quielen, ich sil Geschichten dir erzielen; te kenst dro liese glatt genach uch prädijen ..." "Cha, dåt wer en Sach, dåt känd em frälich menjetwiejen schin noch e kitzken iwerliejen." "Uch Lihrer wer jo glatt net iwel!" "Ech gew de Gangen af de Kniwel, dro meßte mehr nor än der Schil sä ängde machen wä e c h wil. Ech wil se schin zem Folje brängen, wil spile mät än, wåndern, sängen ... Doch sil ich dro esefelt hun, datt ich uch za em Auto kun?" "Als Lihrer? Nä, dåt gliwn ich schwer." "Dro wärde läwer ich Schofför." Des Hans se Sästerchen, dåt klin, dåt spilt äm Wänkelchen ellin. Et dit de Dok änt Bätchen na und däkt besorcht uch hisch se za. Und wierend mir um Däsch si rieden, hirt em mät senjer Dok ät bieden; dro mazt et zärtlich se aft Mellchen und sätzt und sängt er noch e Wellchen. t äs nor drå Johr ålt, doch äm Bläck låt schin esi vil Mottergläck. "Na, Gretelchen, wat wirst denn ta wonn te ist griß bäst? So mer na!" Ät dinkt net lång. "Na, ech wäll ängden en Motter seng mät ville Kängden."
Angderm Wängert än de Bimen sängt e Vijeltchen gor fräh: Af, ir Purschen lot det Drimen, säht, der Wängter giht verbä. Richt de Stiewel, richt de Wajen! Stekevijeltchen wäll ich äst son än den irschten wuermen Dajen: Stäcke gohn! Stäcke gohn! Stäcke gohn! Tausend Blemcher seng zem Liewen schin um Wängertrin erwacht, und der Saft trepst aus de Riewen, und de guldij Sann dä lacht. Af, ir Medcher, hirt ert sängen! Stekevijeltchen wäll ich äst son mät dem irschten Morjeklängen: Girte gohn! Girte gohn! Girte gohn! Lastich äs det Wängertbrechen. Wi en Guidescher bekit, terf se un de Basem stechen, bäs em owends hime kit. Und der irscht, diem sä begenen, sål der kenftij Ihmån seng. Stekevijeltchen sängt frådich: Der äs denj! Der äs denj! Der äs denj! Äs der Sommer dro bestridden, hen de Weimern giel äm Luw, kun mät Badden uch mät Bidden mir zem Liesen all zehuf. Ei, dåt wit e lastij Klängen än de Wängerthelte senj! Stekevijeltchen wit sängen: Hochzetweng! Hochzetweng! Hochzetweng!
Unterm Weinberg, in den Hecken, singt ein Vöglein froh und frei: Auf, ihr Burschen, laßt euch wecken, seht, der Winter geht vorbei! Rüstet Pfähle, Äxte, Wagen! Weinbergvögelein singt hell und schön an den ersten warmen Tagen: Stäcken gehn! Stäcken gehn! Stäcken gehn! Tausend Blümlein sind zum Leben schon am Weinberg aufgewacht, und der Saft tropft aus den Reben, und die goldne Sonne lacht. Auf, ihr Mädchen, hört ihrs singen! Weinbergvögelein singt gar so schön schon bei frühem Morgenklingen: Gürten gehn! Gürten gehn! Gürten gehn! Lustig ists beim Rebenstutzen. Mädchen, die mit Kennerblick eine Godenscher erspähen, haben Spaß und haben Glück, denn der ihr zuerst begegnet wird der künftge Ehmann sein. Weinbergvögelein singt fröhlich: Der ist dein! Der ist dein! Der ist dein! Ist der Sommer dann bestritten, sind die Trauben reif und schwer, eilt mit Butten und mit Bütten alles Volk zur Lese her. Ei, wird das ein lustig Klingen in den Weinberghalden sein! Weinbergvögelein wird singen: Hochzeitswein! Hochzeitswein! Hochzeitswein!
Die Arbeit im Weingarten hält die Weinbauern von den ersten sonnigen Spätwintertagen, wenn des "Stekevijeltchens" (auch "Weingartenvöglein") erster Ruf erschallt, bis zum Spätherbst in Atem. Abwechslungsreich ist die Arbeit wie keine andere. Zuerst geht es im zeitigen Frühjahr, wenn noch Schnee in schattigen Schluchten liegt, ans "Stäcken". Die Rebpfähle, die der Frost gelockert, werden fest gemacht, morsche durch neue ersetzt. Das ist Männerarbeit. Bald darauf eilen die Frauen und Mädchen zum "Girten" (auch
"Bijen"); sie biegen die Reben und heften sie an den Pfählen fest.
Das "Wän Die angenehmste und fröhlichste Arbeit ist die Weinlese. Alle Freude,
Sonne und Süßigkeit des Jahres ist in den prallen Trauben eingefangen, und
die Ernte verspricht fröhliche Geselligkeit und in manchen Fällen den
Hochzeitswein. Ist es ein Wunder, daß die Weinländer beschwingte
sangesfreudige Menschen sind? Bei solchem Tun muß man ja singen!
So entstand das "Wängertliedchen" und es ist vor allem zu singen
und zu tanzen um die Zeit, wenn die Meise ihr "Wirken-wirken" zur
Genüge gesungen hat und ihr Lied oft schon im Februar umstellt auf
"Stäcke gohn!"
Kut ir Frängdänen erbä,
säht der Wängter äs schin hä!
Lot et stermen, lot et schnån,
mir se jang und wälln es från.
Hurtij dreh dich, Spällchen, schnurr,
net ze lis uch net ze lokt
giht det Spällchen, surr, surr, surr,
schnåt et sächer båld en Brokt.
si wä sich det Spällchen dreht,
drehn de Kniecht sich äm de Med,
well än dåt gor gat gefällt,
wonn det Spällchen as entfällt.
Hurtij dreh dich, Spällchen, schnurr,
wonn me Lefken dich bekit,
wiß ich sächer, surr, surr, surr,
dat hie mir e Matzken nit.
Na, ir Frängdänen, giet Uecht,
dreht det Spällchen mät Beduecht!
Dem et na ze irscht entwit,
sächer nichen Mån bekit.
Hurtij dreh dich, Spällchen, schnurr
net ze lis uch net ze lokt,
dem et zirscht entwit, surr, surr,
dåt wit nemmermi en Brokt.
Kommt, ihr Freundinnen herein, draußen zieht der Winter ein.
Laßt es stürmen, laßt es schnein!
Wir sind jung und wolln uns freun.
Dreh dich hurtig, Spindel, schnurr,
nicht zu leise, nicht zu laut,
läuft die Spindel surr, surr, surr,
schneit es bald uns eine Braut.
Wie im Kreis die Spindel geht,
sich der Bursch ums Mädchen dreht,
und wenn eine Spindel fällt,
ist ein Kuß das Lösegeld.
Dreh dich, Spindel, dreh dich, schnurr,
liebe Spindel, dreh dich gut,
dreh dich, Spindel, surr, surr, surr,
denn mein Schatz ist auf der Hut.
Nun, ihr Freundinnen, gebt acht!
Dreht die Spindel mit Bedacht.
Denn nun zeigt die Spindel an:
wem sie entfällt, kriegt keinen Mann.
Dreh dich hurtig, Spindel, schnurr,
nicht zu leise, nicht zu laut,
wem du jetzt entfällst, surr, surr,
die wird nimmer eine Braut.
(Alle Kängd:) Lichtert bunt uch wängtergrän,
wonn de Kierzen alle brän,
fe mer frih zu sängen un,
denn dro äs der Krästdåch kun.
(In Kängd:)
Hellijer Kräst ich dånken dir,
datt te hier bäst kun za mir!
Zech doch än as Härzen än!
Änjden sålt te wunnen drän.
(Alle Kängd:)
Hellijer Kräst, hä bränge mir
alleguer as Härzen dir,
well mir dich si gären hun,
nemm se zem Geburtsdåch un.
Måch et rin, as Härz, uch trå,
måch et vun dem Bisen frå,
datt mer bleiwen frih uch wohr
si wä hejt, äm gånze Johr! Amen.
Am 1. Christtag läutete schon um 5 Uhr die große Glocke und rief die
Leute in die Kirche. Da stand der Christbaum vor dem Altar und zu beiden
Seiten oder auf den Emporen strahlten die 4 Leuchter, gebunden aus
"Wintergrün", geschmückt mit roten Äpfeln, goldenen Nüssen,
bunten Fähnchen, Ketten und großen Kerzen. In vier Gruppen sangen die Kinder
im Wechselgesang das "Puer natus", das seit eh und je die
Christmette einleitete. Dem folgte der Gemeindegesang, das
Weihnachtsevangelium, weitere von den Kindern vorgetragene Lieder und
Gedichte, Predigt, Weihnachtslieder mit Orgelbegleitung und Blasmusik,
Bescherung.
Ich bän zwor noch e klinzich Mänsch,
kån awer dennich uch en Wänsch
za desem nåen Johr.
Ich wänschen Ech - na hirt nor feng! -
det Johr sil zähmol beßer seng,
wä det vergongä wor.
Er silt gesangd seng uch zefridden
en silt glåt näkest ich bekridden.
Vertrat dem Härrgott nor ellin,
mer wä et kit, hi hälft ich schin.
Am Johrs-Dåch (l. Januar) gehen die Kinder zu den Großeltern, den
"Paten" (Paten-Onkel) und "Giden" (Paten-Tanten)
"wänschen" (einen Wunsch zum neuen Jahr darbringen). Zum Dank
erhielten sie einen bemalten oder mit Bildchen verzierten Kuchen oder ein
Geldstück für die Sparbüchse.
Am grünen Rosmarinstöckelein, da blinkt ein goldenes Ringelein
mit zwei Rubinen so rot und klar
als wie ein jung-frisch Lippenpaar.
"Wer hing das goldene Ringelein
ans grüne Rosmarinstöckelein,
derweilen ich im Schlummer lag
im Kämmerlein bis an den Tag?
Frau Nachtigall, du hast gewacht
und hast gesungen die ganze Nacht,
du weißt es sicher ganz genau,
wer hier gewesen bei Nacht und Tau!"
Frau Nachtigall ruft im Holderstrauch:
er lacht das junge Mägdlein aus:
Guck-guck nur fein aufs Ringelein.
da steht der Name wohl darein!
Und wie das Mägdlein niederblickt,
so wunderselig sie erschrickt,
die Wangen erglühn ihr wie Morgenschein,
und lächelnd küßt sie das Ringelein.
Du schläfst, mein Kind. Es hat der Tag,
der lange Sommertag
dich müd gemacht.
Das Spielzeug
gleitet aus dem Händchen sacht.
Und tief und ruhig
geht des Herzchens Schlag.
Es schläft das Dorf ...
Noch fern ein Lied ...
Und duftend rinnt dahin
die Sommernacht.
Da nehm ichs wahr,
wie aus dem Herzen sacht
des Tages Unrast flieht.
Ein leblos Ding, ein Ei, und birgt doch Leben, willst du ihm mütterliche Wärme geben.
So kann wohl manches kalte Herz auf Erden
durch Wärme ganz und gar verwandelt werden.
Gott liebt es, seine Wunder
mit dem Gewand des Alltags zu umgeben.
Nun liegts an dir, im Alltag
die Wunder Gottes zu erleben.
Leibliche Mutter sein ist nicht eine
besondere Beehrung, sondern Gnade,
ist Zuteilung von großen Aufgaben und
vielen Freuden und erfordert
Dankbarkeit und Liebe.
Stiefmutter sein ist Zuteilung
von viel schwereren Aufgaben,
viel weniger Freuden und erfordert nebst Liebe
Selbstverleugnung und Verzicht.
Wir erwarten ein Wort vom andern
und bleiben es selber schuldig,
das gute Wort.
-
Gefährlich ist das Schweigen.
O, könntest du dich doch überwinden,
das Wort zu finden, das gute Wort!
-
Wir haben so viel Anlaß zu danken,
daß uns keine Zeit bleiben dürfte
zu sorgenvoller Traurigkeit.
-
Die Kunst ist die größte Himmelsgabe
an die Menschheit. Auf welchem Gebiete
immer ausgeübt, vermittelt sie
dem Sterblichen Einblick und Eingang
ins Unbegreifliche, Unendliche, Göttliche.
-
Kargt nicht mit Worten der Anerkennung!
Worte des Tadels haben wir zu leicht bei der Hand.
Ermuntern wir uns doch vielmehr gegenseitig
mit Worten zur Freude, zum Tun, zum Schaffen!
Ich fühle mich von dir umschlossen. Mein ganzes Sein tief in dir ruht.
Du sammelst alle meine Kräfte
zu neuer, starker Lebensglut.
Du schließest auf, was mir verschüttet
von vielen öden Jahren war,
ich spüre neue Quellen springen
in meinem Innern hell und klar.
So mag verklingen, mag verströmen
was meine Seele randvoll füllt!
Sie ist gereift in herbem Sehnen
und ist in dir nun ganz gestillt.
Es rauscht ein Wind so sonderbar durch unsre alten Bäume,
und durch die Lüfte sonnenklar
klingt es wie helle Träume.
Es ist ins weite Land allhier
ein Sonnenblick geflogen...
und in die junge Seele mir
die Liebe eingezogen.
Land Siebenbürgen, Land "Jenseits der Wälder", Geborgenheit und Heimat seltner Prägung;
Bollwerk der Christenheit, Europas Schutzwall,
zu dem der Väter Hand, deutsche Gesittung
und deutscher Kolonistengeist dich einst gestaltet!
Land, du entgleitest uns!
Was heiß erkämpft,
was blutig durch Jahrhunderte erstritten
und zäh behauptet in der Zeiten Läufte,
versinkt. Der Boden unter unsern Füßen
zerbricht, zerspült vom Ansturm fremder Fluten.
Wir - unterwandert von den andern Völkern,
mit denen arglos fördernd lang wir hausten
und friedlich lebten - nehmen wahr erschrocken:
Das Dach, das eigne Land ist nicht mehr unser,
denn sie eroberten es mit der Wiege;
sie sogen auf, was unser war, selbst die Geschichte,
die ruhmreich zeugte von achthundert Jahren,
verschwiegen und verbogen sie wie unsre Sprache
mit mählicher Gewalt, doch unaufhaltsam,
bis die geliebte Heimat ward zur Fremde.
Mein Siebenbürgerland, du heiß geliebtes!
Dein Antlitz schaut, von Trauer tief umschattet,
den Kindern nach, die dich dahinten lassen,
die lauschigen Wälder, lieblichen Gefilde,
die stillen Täler und die trauten Dörfer
mit den bewehrten grauen Kirchenburgen;
die Städte am Zibin und an der Zinne,
im Weinland an den Kokeln, auch am Mühlbach;
im Westen Broos, Bistritz und Reen im Norden,
die längst vereinsamt schon und kraftlos sinken,
Alles entgleitet.
Deine Kinder gehen ...
Was Generationen einst erbaut, erworben
versinkt, verfällt, so wie die Wehrburg-Mauern,
versinkt - wie vieles schon vordem versunken:
Kulturen, Völker - in der Zeiten Tiefe,
wenn nicht mehr waltet ordnendes Geschick.
O Siebenbürgerland, du unvergessnes!
Solang dies heutige Geschlecht noch atmet,
lebst du als Heimweh und wohl auch als Vorwurf,
als Land lebendiger Erinnerungen
- doch nur als Traumland - in den Herzen fort.
Denn bald, wie bald vom Meer der Zeit verschlungen,
weiß keiner, daß da baute deutsche Hand,
weiß keiner, daß da deutscher Laut erklungen,
daß du einst deutsch warst, Siebenbürgerland.
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