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 Digitalisierung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes 
				
  
      In Bezug auf die künftige Aneignung, Bewahrung und Weiterentwicklung
				des 
siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes ist die möglichst vollständige Digitalisierung 
				des kulturellen Erbes die bei weitem umfangreichste 
				Herausforderung. Dabei ist sowohl eine 
				umfassende digitale Katalogisierung aller kulturellen 
				Artefakte als auch eine möglichst öffentliche 
				digitale Publikation aller schriftlichen Dokumente 
				notwendig. 
  
      		  Diesbezüglich wäre die Digitalisierung sämtlicher 95 000 
				bibliographischen Einheiten der Siebenbürgischen Bibliothek 
				erforderlich. Sobald es 
				veröffentlicht ist, wird es von den Suchmaschinen und großen 
				Sprachmodellen indiziert und steht damit allen Menschen weltweit 
				zur Verfügung. Erst dadurch kann das kulturelle Erbe der 
				Siebenbürger Sachsen auch in Zukunft präsent und für alle 
				zugänglich bleiben. Die Aneignung, Bewahrung und Weiterentwicklung einer 
	  Gemeinschaft und 
	  ihrer Identität erfolgt vor allem durch die Auseinandersetzung mit dem 
	  eigenen kulturellen Erbe. Die Lebendigkeit und Zukunftsfähigkeit des 
	  kulturellen Erbes werden durch die Auseinandersetzung und 
	  Weiterentwicklung mit diesem Erbe gesichert. Von entscheidender Bedeutung 
	  sind zudem die Institutionen und Organisationen, die sich dem Erbe 
	  verpflichtet fühlen. 
	   Das kulturelle Erbe manifestiert sich in zwei 
	  Formen, nämlich dem 
	  materiellen und dem immateriellen Erbe. Das materielle Erbe
	  umfasst physische Objekte wie Artefakte in Museen und Gebäude. Das immaterielle 
	  Erbe, auch als „geistiges Gepäck“ bezeichnet, manifestiert sich zuerst in 
	  den Menschen selbst. Die Weitergabe erfolgt insbesondere durch mündliche 
	  Überlieferungen sowie schriftliche Aufzeichnungen. 
	   Die ersten 
	  schriftlichen Fixierungen erfolgten zunächst in analoger Form: Papyrus, 
	  Pergament und Papier (ab dem 12. Jahrhundert) waren Hauptmaterialien, 
	  ergänzend wurden Stein, Holz, Elfenbein und Wachs verwendet. Seit der 
	  Gutenberg-Revolution im 15. Jahrhundert erfolgt die Schriftüberlieferung 
	  jedoch vornehmlich auf Papier in Büchern, Zeitschriften und Zeitungen.
	   Im 20. Jahrhundert
	  kamen digitale Medien hinzu. Die Digitalisierung begann 
	  mit der Erstellung der ersten Wissensdatenbanken ab den 1950er Jahren und 
	  erfuhr mit dem Internet (WWW) seit den 1990er Jahren eine exponentielle 
	  Zunahme. Mit der GenKI wird sich diese Entwicklung noch einmal 
	  potenzieren. Im Vergleich zu den bisher diskutierten Speichermedien stellt 
	  die GenKI eine qualitative Neuerung dar. Während die vorher 
	  genannten Speichermedien lediglich eine passive Speicherung
	  von Inhalten 
	  ermöglichen, ist die GenKI darüber hinaus in der Lage, Inhalte 
	  eigenmächtig zu verändern. 
	   Die Weiterentwicklung des kulturellen Erbes 
	  erfolgte bislang nur durch den Menschen. Mit der GenKI ist nun 
	  die Möglichkeit gegeben, dass große Sprachmodelle mit Hilfe von 
	  Algorithmen maschinelle Veränderungen eigenmächtig vornehmen. Daher ist es 
	  für alle, die ein Interesse an der Sicherung und Weiterentwicklung des 
	  kulturellen Erbes haben, erforderlich, sich auf diese Entwicklung 
	  vorzubereiten und die notwendigen Schritte einzuleiten. Die Menge der digitalen 
	  Informationen hat sich weit mehr als die der analogen Publikationen zu 
	  einer Informationsflut entwickelt. Digitale Kommunikation 
	  und digitale Publikationen sind daher ebenso wichtig geworden wie 
	  persönliche Kommunikation und analoge Publikationen. Kulturelle Debatten 
	  werden daher zunehmend auch über digitale Medien geführt. Die digitale 
	  Sichtbarkeit des kulturellen Erbes ist daher von 
	  entscheidender Bedeutung. 
	   Für die Siebenbürger Sachsen kommt noch ein weiterer Ausgangspunkt oder 
	  eine Besonderheit hinzu: Das siebenbürgisch-sächsische Kulturerbe ist seit 
	  dem Ende des 20. Jahrhundert fast das einzig verbliebene lose Band der 
	  Sympathie, das die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft weltweit 
	  zusammenhält und die siebenbürgisch-sächsische Identität prägt. 
	  
 
 
 
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