Generative Künstliche Intelligenz (KI)
trifft siebenbürgisch-sächsisches Kulturerbe
3. Digitalisierung des siebenbürgisch-sächsischen
Kulturerbes
In Bezug auf die künftige Aneignung, Bewahrung und Weiterentwicklung
des
siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes ist die möglichst vollständige Digitalisierung
des kulturellen Erbes die bei weitem umfangreichste
Herausforderung. Dabei ist sowohl eine
umfassende digitale Katalogisierung aller kulturellen
Artefakte als auch eine möglichst öffentliche
digitale Publikation aller schriftlichen Dokumente
notwendig.
Diesbezüglich wäre die Digitalisierung sämtlicher 95 000
bibliographischen Einheiten der Siebenbürgischen Bibliothek
erforderlich. Sobald es
veröffentlicht ist, wird es von den Suchmaschinen und großen
Sprachmodellen indiziert und steht damit allen Menschen weltweit
zur Verfügung. Erst dadurch kann das kulturelle Erbe der
Siebenbürger Sachsen auch in Zukunft präsent und für alle
zugänglich bleiben.
Die Aneignung, Bewahrung und Weiterentwicklung einer
strong>Gemeinschaft und
ihrer Identität erfolgt vor allem durch die Auseinandersetzung mit dem
eigenen kulturellen Erbe. Die Lebendigkeit und Zukunftsfähigkeit des
kulturellen Erbes werden durch die Auseinandersetzung und
Weiterentwicklung mit diesem Erbe gesichert. Von entscheidender Bedeutung
sind zudem die Institutionen und Organisationen, die sich dem Erbe
verpflichtet fühlen.
Das kulturelle Erbe manifestiert sich in zwei
Formen, nämlich dem
materiellen und dem immateriellen Erbe. Das materielle Erbe umfasst
physische Objekte wie Artefakte in Museen und Gebäude. Das immaterielle
Erbe, auch als „geistiges Gepäck“ bezeichnet, manifestiert sich zuerst in
den Menschen selbst. Die Weitergabe erfolgt insbesondere durch mündliche
Überlieferungen sowie schriftliche Aufzeichnungen.
Die ersten
schriftlichen Fixierungen erfolgten zunächst in analoger Form: Papyrus,
Pergament und Papier (ab dem 12. Jahrhundert) waren Hauptmaterialien,
ergänzend wurden Stein, Holz, Elfenbein und Wachs verwendet. Seit der
Gutenberg-Revolution im 15. Jahrhundert erfolgt die Schriftüberlieferung
jedoch vornehmlich auf Papier in Büchern, Zeitschriften und Zeitungen.
Im 20. Jahrhundert
kamen digitale Medien hinzu. Die Digitalisierung begann
mit der Erstellung der ersten Wissensdatenbanken ab den 1950er Jahren und
erfuhr mit dem Internet (WWW) seit den 1990er Jahren eine exponentielle
Zunahme. Mit der generativen KI wird sich diese Entwicklung noch einmal
potenzieren. Im Vergleich zu den bisher diskutierten Speichermedien stellt
die generative KI eine qualitative Neuerung dar. Während die vorher
genannten Speichermedien lediglich eine passive Speicherung von Inhalten
ermöglichen, ist die generative KI darüber hinaus in der Lage, Inhalte
eigenmächtig zu verändern.
Die Weiterentwicklung des kulturellen Erbes
erfolgte bislang nur durch den Menschen. Mit der generativen KI ist nun
die Möglichkeit gegeben, dass große Sprachmodelle mit Hilfe von
Algorithmen maschinelle Veränderungen eigenmächtig vornehmen. Daher ist es
für alle, die ein Interesse an der Sicherung und Weiterentwicklung des
kulturellen Erbes haben, erforderlich, sich auf diese Entwicklung
vorzubereiten und die notwendigen Schritte einzuleiten.
Die Menge der digitalen
Informationen hat sich weit mehr als die der analogen Publikationen zu
einer Informationsflut entwickelt. Digitale Kommunikation
und digitale Publikationen sind daher ebenso wichtig geworden wie
persönliche Kommunikation und analoge Publikationen. Kulturelle Debatten
werden daher zunehmend auch über digitale Medien geführt. Die digitale
Sichtbarkeit des kulturellen Erbes ist daher von
entscheidender Bedeutung.
Für die Siebenbürger Sachsen kommt noch ein weiterer Ausgangspunkt oder
eine Besonderheit hinzu: Das siebenbürgisch-sächsische Kulturerbe ist seit
dem Ende des 20. Jahrhundert fast das einzig verbliebene lose Band der
Sympathie,, das die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft weltweit
zusammenhält und die siebenbürgisch-sächsische Identität prägt.
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